Projekte zum Schutz der Natur

Von den 455 qkm Landfläche der Seychellen ist etwa ein Viertel bewaldet. Die sieben Nationalparks nehmen insgesamt eine Fläche von 43,8 qkm ein, die vier Sonderreservate noch einmal 154,8 qkm. Zu diesen Gebieten zählen auch die beiden „World Heritage Sites“ der UNESCO. Dazu kommen noch 6 weitere Schutzgebiete. Insgesamt hat man auf den Seychellen 4.000 Tier- und 850 Pflanzenarten identifiziert; davon werden 60 bzw. 13 Arten als bedroht eingestuft.

In den ersten beiden Jahrzehnten ihrer staatlichen Unabhängigkeit haben die Seychellen internationale Abkommen ratifiziert, die u. a. den Handel mit bedrohten Arten, den Walfang, sowie die Herstellung, Erprobung und Stationierung von ABC-Waffen im Hoheitsgebiet der Seychellen verbieten, die Handhabung und Entsorgung giftiger Abfälle regeln und den Schutz der Meere, der Küstenregionen, der Ozonschicht, der natürlichen Ressourcen und des Weltnatur- und Kulturerbes gewährleisten.

Neben der Regierung der Seychellen haben sich auch zahlreiche unabhängige Organisationen auf den Seychellen dem Umweltschutz verschrieben: ENVI.R.O, der Nature Protection Trust, die Seychelles Geosociety und die vielen Wildlife Clubs, die schon die Kinder an Umweltthemen heranführen.

Ich möchte Ihnen hier an einigen Beispielen aufzeigen, in welche Maßnahmen die Seychellen investiert haben und weiter investieren werden, um den Erhalt der Natur zu sichern, die natürlichen Ressourcen zu schützen und Schäden abzuwenden oder auszubessern. Auch wenn das Ziel hochgesteckt ist, wird am Ende – davon ist die Regierung der Seychellen überzeugt -, das Bewusstsein der weltweiten Mitverantwortung für die begrenzte Zahl der noch verbleibenden Naturschätze auf diesem Planeten obsiegen. Überzeugen Sie sich selbst von den Bemühungen der Seychellen und unterstützen Sie das Land durch umweltbewusstes Verhalten und Rücksicht gegenüber der Natur!

Im Jahr 1903 wurde bereits der heute noch existierende Botanische Garten bei Victoria eröffnet. Er diente schon damals nicht nur der Erbauung, sondern auch der Forschung an landwirtschaftlich nutzbaren Pflanzen. Mit der Zeit jedoch wurde das Areal des Gartens an der Mont Fleuri Road zu klein. Schon 1985 begann man deshalb mit Planungen für ein modernes und größeres Zentrum dieser Art. Bei Barbarons an der Westküste Mahés entsteht nun endlich ein neues Biodiversity Centre, das einen weitaus größeren botanischen Garten, Baumschulen und einen Naturpark umfassen wird. Im Informationszentrum wird der interessierte Besucher alles über die Bedeutung und den Nutzen der Pflanzen erfahren können, während in den Labors die Forschung vorangetrieben wird.

 

Das Herbarium, das sich derzeit noch in der Obhut des Nationalarchivs befindet, hilft bei der Identifikation von Pflanzen. Die gesamte Einrichtung wird für Erholungssuchende und Wissbegierige, für Erwachsene wie für Schulkinder, für Einheimische wie für Besucher aus dem Ausland gleichermaßen interessant sein. Das Zentrum wird Hilfen bieten für Blinde und zugänglich sein für Besucher, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Während man im alten Botanischen Garten exotische Pflanzen aus aller Welt findet, wird das neue Biodiversity Centre hauptsächlich die einheimische Flora des Indischen Ozeans allgemein und der Seychellen im besonderen präsentieren. Indem alle Vegetationszonen der Seychellen auf kleinem Raum nachgebildet werden, können alle endemischen Pflanzen hier angesiedelt und so vor dem Aussterben bewahrt werden.

Über einen Zeitraum von 10 Jahren wird dieses Projekt, vorsichtig geschätzt, etwa 12,5 Millionen EURO verschlingen. Am Ende der langen Bauzeit wird man dafür wohl ein pflanzenkundliches Zentrum besichtigen

können, das einen Vergleich mit den besten Einrichtungen seiner Art auf der ganzen Welt nicht zu fürchten braucht. Aber nicht immer ist die Verwendung der Finanzmittel für den Naturschutz so spektakulär und offensichtlich: Im Jahr 1997 haben die Seychellen einen zunächst auf fünf Jahre (1998-2003) angelegten Aktionsplan der Artenvielfalt (National Biodiversity Strategy and Action Plan = NBSAP) erstellt.

Die einheimische Vogelwelt der Seychellen gehört zu den artenreichsten im gesamten westlichen Indischen Ozean. Durch die isolierte Lage des Archipels haben sich hier 15 Arten und 18 Unterarten entwickelt, die es nur auf den Seychellen gibt. Durch diese Besonderheit zählen sowohl die Granitinseln als auch das Aldabra-Atoll zu den 218 Endemic Bird Areas (EBA), die man weltweit identifiziert hat.

Im Jahre 1998 wurde die Organisation BirdLife Seychelles ins Leben gerufen und übernahm Projekte und Programme, die zuvor unter der Obhut von BirdLife International, darunter das Sonderreservat Cousin Island, das schon seit 1968 von BirdLife verwaltet wird. Auf dieser Insel wurde die von Menschen angelegte Kokosnussplantage wieder durch den ursprünglich vorhandenen Urwald ersetzt. Seitdem wurden hier sehr erfolgreich die Bestände der Seychellengrasmücke (Acrocephalus seychellensis) wieder erweitert – von nur 29 Exemplaren auf inzwischen wieder über 1.000!

Außerdem wurden Schamadrosseln von der Insel Frégate eingeführt, wo auch die Population dieser Vogelart bereits auf 20 Exemplare zurückgegangen war. Dort wurden ebenfalls die Bestände wieder erheblich erweitert, nachdem man von Menschen eingeführte Raubtiere von der Insel verbannt hatte. Die gesamten Bauarbeiten an der Hotelanlage auf Frégate wurden von den Naturschützern überwacht, um sicherzustellen, dass die Vögel keinen Schaden nahmen.

Die Umsiedlungsprogramme zwischen den Seychelleninseln gehören zu den wenigen geglückten Vorhaben dieser Art in der Welt.

Ein großangelegtes Projekt zum Ökosystem-Management soll nicht nur seltenen, vom Aussterben bedrohten Vogelarten wie der Scopseule (Otus insularis), der Seychellen-Schamadrossel (Copsychus seychellarum) und dem Paradiesfliegenschnäpper (Terpsiphone corvina) helfen, die Populationen wieder zu vergrößern, sondern insgesamt die Artenvielfalt in den drei Ökosystemen, in denen diese Vogelarten heimisch sind, wieder erweitern.

Das Projekt mit der Bezeichnung Management of Avian Ecosystems in the Seychelles wird insgesamt 1,9 Millionen Mark kosten, von denen der Umweltfond der Weltbank1,32 Millionen Mark, BirdLife Seychelles 400.000 Mark und die Regierung der Seychellen 180.000 Mark tragen.

Korallenriffe gehören, neben den tropischen Regenwäldern, zu den artenreichsten Lebensräumen der Erde. Mit einem Jahresfang von über einer Megatonne Fisch hängt die Wirtschaft der Seychellen in großem Maß von diesem Lebensraum ab. Außerdem dienen die Riffe als Wellenbrecher und schützen Küsten vor Erosion. Im Jahre 1998 wurden allein 200.000 Mark (davon 140.000 DM in Devisen) in den Bau von umweltfreundlichen Ankerplätzen (embedment moorings) investiert, die die Korallen vor Beschädigungen durch Schiffsanker schützen. Durch die natürliche Erwärmung des Meerwassers auf der Südhalbkugel in den letzten Jahren, deren Ursachen noch nicht vollständig erforscht sind, wurden möglicherweise drei Viertel des Korallenbestandes der Seychellen durch Ausbleichen und Absterben in Mitleidenschaft gezogen. In Pilotstudien zur Wiederherstellung der Riffe soll nun durch eine neuartige Technologie („mineral accretion“) versucht werden, das Ökosystem Riff neu zu beleben. In der Nähe beschädigter natürlicher Korallenriffe werden zu diesem Zweck stählerne Kunstriffe verankert, auf denen nach künstlich beschleunigter Kalksteinbildung Korallen „angepflanzt“ werden. Die Fortschritte werden durch Unterwasserkameras laufend überwacht. Über einen Zeitraum von vier Jahren (1999-2002) wird das Projekt ca. 500.000 Mark kosten. Die Stahlgerüste müssen aus dem Ausland importiert werden, wozu das Land rund 240.000 Mark an Devisen benötigt.

Wie gesund ist das Meer (Thema Seegras)

 

Je nach Windrichtung kann es vorkommen, dass Sie an dem einen oder anderen Strand der Seychellen Seegras finden: Von November bis März im Osten, von April bis Oktober im Westen. Optisch mag dies zwar das Bild vom blütenweißen Traumstrand beeinträchtigen, aber für den Kenner ist es ein sicheres Indiz, dass das Meer an dieser Stelle gesund und nur wenig oder gar nicht verschmutzt ist. Das Seegras wächst zunächst auf sandigem Untergrund im seichten Wasser zwischen Riff und Ufer. Die Seegraswiesen bieten vor allem Jungfischen einen geschützten Lebensraum, und für junge Meeresschildkröten sind schwimmende Seegrasmatten wichtige Ruheinseln. Wenn die Blätter von Algen und tierischen Einzellern überwachsen werden, stirbt das Seegras aus Lichtmangel ab und wird bei Flut an den Strand geschwemmt. Dort erleichtert es dann Mangroven und anderen Strandpflanzen das Keimen. Ein wichtiger Beitrag zu einer gesunden Flora und Fauna im Lebensraum Meer !